Die Problemdefinition
Gegenwärtig sind in Deutschland viele tausend Ehrenamtliche engagiert, um Flüchtlinge zu Ämtern oder Gerichten zu begleiten, bei der Wohnungs- oder Arzt-Suche zu helfen, Sprachkurse zu ermöglichen oder Übersetzer zu organisieren. Ungefähr die Hälfte der Flüchtlinge ist mit psychischen Problemen oder Traumata belastet. Ohne zielgenaue Steuerung allerdings bleibt dem größten Teil der Flüchtlinge der Zugang zu lebensweltorientierter, psychosozialer Versorgung versagt. Dadurch verringern sich deren Chancen für die gesellschaftliche Integration. Es können sich Muster des Umgangs und der Bewältigung ausbilden, die zunächst einmal entlastend wirken, langfristig die psychischen Symptome aber verstärken und somit anhaltende Marginalisierung bedingen.
Die Arbeit der Helfenden ist also gleichzeitig soziales Mentoring und Integrationsarbeit. Allerdings geraten sie als Laien während der interkulturellen Kontakte nicht selten an die Grenzen der eigenen Belastbarkeit. Diese gehen mit Verzerrungen und Veränderungen eigener Selbstverständlichkeiten und Weltbilder einher. Die Empathiefähigkeit der Ehrenamtlichen wird strapaziert und verunsichert. Oft bricht das Engagement deswegen ab. Verwaltungen oder Behörden können hier nicht einspringen, eher besteht die Gefahr, dass die Welle der Hilfsbereitschaft abebbt.
Somit besteht akuter Handlungsbedarf in der Stärkung der freiwillig Helfenden hinsichtlich ihrer Rollen, Möglichkeiten und Grenzen. Sie brauchen Unterstützung in der Koordination ihrer Hilfe und der psychischen, sozialen, aber auch der sonstigen Krankheitsversorgung von Flüchtlingen. Dafür entwickelt somenti.org das Konzept einer psychosozialen Koordinationsstelle, über die verschiedene Bedarfe zusammengeführt und abgerufen werden können. Dafür müssen die Kooperationen mit psychosozialen Diensten, Hausärzten/Hausärztinnen und allen anderen versorgenden Einrichtungen gestärkt werden.
Als das Wohnschiff „Transit“ im Harburger Binnenhafen festgemacht wurde, formierte sich die Flüchtlingshilfe Binnenhafen (FHBH). Sie organisiert seitdem das nachbarschaftliche Engagement rund um das Schiff. Das soziale Mentoring durch die Ehrenamtlichen begann ohne weitere Unterstützung. Allerdings macht es die gesundheitliche Versorgung der Flüchtlinge erforderlich, die Anbindung an ein professionelles Umfeld herzustellen, in dem dann Kosten entstehen.