Dokumentation über die Refugee-First-Response-Center

Als im Herbst letzten Jahres Menschen aus Dutzenden Nationen Zuflucht in Deutschland und eben auch in Hamburg suchten, entstand die Idee, einen Ersthilfe-Versorgungscontainer zu entwickeln. Der sollte erste Anlaufstelle für die medizische Versorgung in den Erstaufnahmestellen sein – und gleichzeitig über eine Internetverbindung die Möglichkeit schaffen, online so genannte Videodolmetscher hinzuzuschalten, um das ärztliche Gespräch sofort auf eine Weise zu unterstützen, dass Vertrauen aufgebaut, Verständnis hergestellt und eine Lösung für das medizinische Problem gefunden werden konnte.

Nun ist die filmische Dokumentation dieses Leuchtturm-Projekts fertiggestellt und online verfügbar.

Gesprächskreis auf der Transit – was hilft heilen?

Zum fünften Mal haben sich die Heilpraktikerin Christine Hadler, die ehrenamtliche Helferin Heidi Woith-Zoschke und Geflüchtete vom Wohnschiff „Transit“ im Gemeinschaftsraum der Unterkunft getroffen. „Heilmittel unserer Kulturen“ ist der Titel dieser Begegnung zwischen Geflüchteten und Einheimischen, um sich darüber auszutauschen, was bei welchem Leiden in welcher Kultur hilft.

Das Angebot von Hadler und Woith-Zoschke, regelmäßig auf der Transit ihren Salon zu öffnen, um die Menschen des Wohnschiffs einzuladen, aus ihrem Leben und den Umgang mit den kleinen Leiden des Alltags zu berichten, spricht sich langsam herum – und bringt nach und nach immer mehr Neugierige dazu, mal den Kopf reinzustecken und vorbeizuschauen.

Die Gesprächsrunde soll regelmäßig alle drei bis vier Wochen auf dem Schiff stattfinden – und wird immer rechtzeitig per Aushang auf dem Schiff angekündigt.

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Heilmittel unserer Kulturen – was können wir voneinander lernen?

Die Heilpraktikerin Christina Hadler hatte die schöne Idee, auf der Transit einen Gesprächskreis „Heilmittel unserer Kulturen“ zu eröffnen. Ziel dieses Angebots für geflüchtete Menschen auf der Transit ist es, sich in kleiner Runde darüber auszutauschen, was in der jeweiligen Kultur als Haus- und Heilmittel eingesetzt wird bei Schnupfen, Husten, Heiserkeit, Schmerzen – was auch immer in den eigenen vier Wänden behandelt wird.

Der Gesprächskreis auf Augenhöhe soll den Geflüchteten deutlich machen: Wir wollen auch von euch was lernen. Erzählt uns etwas aus euren Leben, wie ihr mit Krankheit und Wehwehchen umgeht. Lasst uns einander auf diese Weise kennenlernen…

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Drei Heilmittel-Salons haben bisher stattgefunden. Nur vorsichtig tasten sich die BewohnerInnen heran. Der Zuspruch muss sich langsam entwickeln. Die BewohnerInnen müssen Vertrauen schöpfen. Die nächste Runde auf der Transit ist für den 30.03.2016 geplant.

Lokale Hilfe rund um den Binnenhafen Harburg

In Harburg rund um den Binnenhafen gibt es ein paar hilfreiche Anlaufstellen, um geflüchteten Menschen in medizinisch-psychosozialen Notlagen zu helfen bzw. sie weiter zu vermitteln.

Zum einen ist da die Allgemeinarztpraxis von Ali Osman und Sevgi Öncü in der Eißendorfer Straße 70. Die Praxis bietet sowohl hausärztliche als kardiologisch-internistische Versorgung an. Auf der Webseite www.praxis-oencue.de gibt es weitere Informationen zu den Leistungen und zum Team.

Als Ort des Aufenthalts, des Austausches und der Vernetzung bietet sich das Café Refugio an, das von der Trinitatis-Gemeinde betrieben wird. Es liegt in der Bremer Straße 9 und ist Montag bis Samstag jeweils von 15 – 20 Uhr geöffnet. Das Café wurde von ehrenamtlich Helfenden der Gemeinde gegründet, als klar wurde, dass in der Harburger Poststraße die zentrale Erstaufnahmeeinrichtung eröffnet wird. Mehr Informationen finden sich auf der Webseite des Cafés. Informationen gibt es auch in arabischer Sprache.

Ein wichtiger Baustein in psychosozialer Hinsicht ist ABeSa, ein Träger für die „ambulante Betreuung, Beratung und Assistenz in der Sozialarbeit“. Der Standort Harburg ist in der Bremer Straße 14, in der Nähe vom Café Refugio. ABeSa leistet Eingliederungshilfe nach SGB XII für Menschen mit psychischen, geistigen, körperlichen bzw. mehrfachen Einschränkungen. Der Träger bietet aber auch Leistungen der Jugend- und Familienhilfe. Das ist vor allem für ankommende Familien interessant, die sich hier Unterstützung von Profis holen können. Auf der Webseite des Trägers gibt es weitere Informationen. Auch hier hat der Anbieter bereits daran gedacht, sich sprachlich auf die neue, große Gruppe der Ankommenden vorzubereiten und Webseiten in arabischer Sprache online gestellt.

Das können wir als somenti.org-Gruppe leider noch nicht bieten. Dennoch gehört unser Angebot zum psychosozialen Hilfssystem rund um das Wohnschiff Transit im Binnenhafen. Die Gruppe trifft sich einmal im Monat im Büro der Flüchtlingshilfe:

Harburger Schloßstraße 14, 21079 Hamburg; 040 300 853 91, Öffnungszeiten: Mo-Do: 10-12 Uhr, Do: 15-17 Uhr

Alle ehrenamtlich Helfenden haben über das Büro der Flüchtlingshilfe die Gelegenheit, bei Fragen zur Versorgung von Flüchtlingen mit einem der Gruppenmitglieder verbunden zu werden – bspw. wenn es darum geht, welche psychotherapeutischen Möglichkeiten vorhanden sind, ob es zu einer stationären Aufnahme kommen könnte, wer ein Gutachten zu Traumatafolgestörungen erstellen kann, welche Möglichkeiten der medizinischen Rehabilitation bestehen.

Weitere Hinweise auf lokale Angebote werden folgen. Das somenti.org-Team ist dankbar, wenn wir wiederum auf Möglichkeiten der Hilfe aufmerksam gemacht werden. Einfach eine elektronische Nachricht an mail (at) somenti.org senden.

Keine journalistische Sternstunde

Das NDR-Magazin Panorama 3 griff in seiner Ausgabe vom Dienstag, 16.02.16, die Geschichte vom Tod eines zehn Monate alten, syrischen Mädchens aus der Zentralen Erstaufnahme Rugenbarg auf, das am 03.02.16 nach zehn Tagen auf der UKE-Kinderintensivstation verstorben war.

Das tragische Schicksal der Familie wird mit maximalem emotionalen Effekt ausgebreitet – Vater und Mutter werden befragt, dazu ein Interview-Partner der Diakonie. Das UKE will angesichts des laufenden Todesermittlungsverfahrens, das durch die Staatsanwaltschaft eingeleitet wurde, keine Auskunft geben. So weit, so normal.

Allerdings macht auch hier der Ton die Musik – und die ist mit einem Teppich voller Vorwürfe unterlegt. Zusammen mit den Klagen der Eltern (keine Antworten auf unsere Fragen, keine genauen Informationen) und dem Experten Dirk Hauer von der Diakonie Hamburg, der sich allen Ernstes beschwert, dass es zu Wartezeiten bei der Versorgung kommt (als ob das nicht Alltag wäre im deutschen Gesundheitssystem) – und von struktureller Unterversorgung spricht, konstruiert der Beitrag den Eindruck einer schlechten und stark verbesserungswürdigen, medizinischen Versorgung der Flüchtlinge insgesamt.

Kein relativierendes Wort dazu, dass manche Untersuchungen zu Todesursachen tatsächlich einige Woche dauern (müssen), keine Erklärung, wie die medizinische Versorgung tatsächlich organisiert ist – vor allem, da die ZEA Rugenbarg eher ein Vorzeigeobjekt der Behörde ist mit zwei Medizincontainern und dem Skype-Video-Dolmetscher, der bei Bedarf dazu geschaltet werden kann.

Kritisch festzuhalten bleibt allerdings, dass die Familie offenkundig nicht darüber informiert war, wie umfassend ihr Krankenversicherungsschutz ist – und dass sie jederzeit hätte auf eigenen Wunsch hin mit ihrer Tochter in ein Krankenhaus hätte gehen können. Hier bedarf es offenbar deutlich besserer Aufklärung seitens der Gesundheitsbehörde, auf welche medizinische Versorgung die Flüchtlinge Anspruch haben – und auf welche nicht.