Dialogforum Kommunikation im Forum Flüchtlingshilfe – #DFKomm

Am 11.03.16 fand das erste Vernetzungstreffen des Dialogforums Kommunikation statt. Es kam eine Gruppe Aktiver aus dem Forum Flüchtlingshilfe zusammen, unterstützt durch die Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration. Die Gruppe traf sich im neuen Stützpunkt von Hanseatic Help e.V. (Die Kleiderkammer) an der Großen Elbstraße 264.

Ca. zwei Dutzend Engagierte aus Initiativen, Erstaufnahmen, sozialen Trägern, Webentwicklern, der Kleiderkammer und aus der Behörde trafen sich in lockerer Runde, um über Kommunikation in den sozialen Medien, den journalistischen Medien, aber auch zwischen den Engagierten zu sprechen.

Drei Kernthemen lassen sich beschreiben:

1. Fragmentierung der Informationen

Die Vielfalt der Informationen, die existieren, aber kaum gebündelt abgefragt werden können. Die Reibungsverluste, die dadurch entstehen, dass viele Informationen immer wieder neu zusammengetragen werden müssen. Als Lösungen wurden verschiedene Apps diskutiert, die gerade entwickelt werden (bspw. Help here) – Unter den Anwesenden waren zwei Entwickler einer Webseite mit Datenbank: We.Inform. – das Angebot geht im April online.

2. Stimmungen und Befindlichkeiten und deren Transportkanäle

Ein weiteres Thema war die allgemine Stimmung, die sich gegen Helfende und Geflüchtete zu wenden scheint. Die Willkommenskultur ist einer Abgrenzungs- und Angstkultur gewichen. Die Initiativen, die einen Volksentscheid zu Unterkünften herbeiführen möchte, trägt sicherlich dazu bei. Negative Beispiele wie der Tod eines Flüchtlingskindes erzeugen leider medial größere Aufmerksamkeit als gelungene Beispiele von Integration und Miteinander. So ist zu wenig darüber bekannt, wie sehr sich die Geflüchteten selber helfen, sich selbst organisieren, die Initiative für ein gutes Zusammenleben in den Unterkünften ergreifen. Bspw. gibt es in der ZEA Rugenbarg einen Flüchtlingsrat aus den 9 Nationen, der sich jede Woche mit dem Betreiber DRK zusammensetzt. Es wäre wünschenswert, mehr solcher Beispiele öffentlich erzählt zu bekommen, um die ängstlichen und skeptischen Einheimischen anzusprechen.

3. Miteinander zu reden ist besser, als nur im eigenen Initiativensaft zu schmoren. Deswegen hat sich die Gruppe entschieden, einander in drei, vier Wochen erneut zu treffen und auf Facebook und Twitter das Hashtag #DFKomm zu verwenden.

Keine journalistische Sternstunde

Das NDR-Magazin Panorama 3 griff in seiner Ausgabe vom Dienstag, 16.02.16, die Geschichte vom Tod eines zehn Monate alten, syrischen Mädchens aus der Zentralen Erstaufnahme Rugenbarg auf, das am 03.02.16 nach zehn Tagen auf der UKE-Kinderintensivstation verstorben war.

Das tragische Schicksal der Familie wird mit maximalem emotionalen Effekt ausgebreitet – Vater und Mutter werden befragt, dazu ein Interview-Partner der Diakonie. Das UKE will angesichts des laufenden Todesermittlungsverfahrens, das durch die Staatsanwaltschaft eingeleitet wurde, keine Auskunft geben. So weit, so normal.

Allerdings macht auch hier der Ton die Musik – und die ist mit einem Teppich voller Vorwürfe unterlegt. Zusammen mit den Klagen der Eltern (keine Antworten auf unsere Fragen, keine genauen Informationen) und dem Experten Dirk Hauer von der Diakonie Hamburg, der sich allen Ernstes beschwert, dass es zu Wartezeiten bei der Versorgung kommt (als ob das nicht Alltag wäre im deutschen Gesundheitssystem) – und von struktureller Unterversorgung spricht, konstruiert der Beitrag den Eindruck einer schlechten und stark verbesserungswürdigen, medizinischen Versorgung der Flüchtlinge insgesamt.

Kein relativierendes Wort dazu, dass manche Untersuchungen zu Todesursachen tatsächlich einige Woche dauern (müssen), keine Erklärung, wie die medizinische Versorgung tatsächlich organisiert ist – vor allem, da die ZEA Rugenbarg eher ein Vorzeigeobjekt der Behörde ist mit zwei Medizincontainern und dem Skype-Video-Dolmetscher, der bei Bedarf dazu geschaltet werden kann.

Kritisch festzuhalten bleibt allerdings, dass die Familie offenkundig nicht darüber informiert war, wie umfassend ihr Krankenversicherungsschutz ist – und dass sie jederzeit hätte auf eigenen Wunsch hin mit ihrer Tochter in ein Krankenhaus hätte gehen können. Hier bedarf es offenbar deutlich besserer Aufklärung seitens der Gesundheitsbehörde, auf welche medizinische Versorgung die Flüchtlinge Anspruch haben – und auf welche nicht.