„Transit“ verlässt den Harburger Binnenhafen

Das Wohnschiff „Transit“ hat heute den Harburger Binnenhafen verlassen.

Fast fünf Jahre ankerte das Schiff am Kanalplatz in Harburg und diente zunächst Geflüchteten und dann Menschen ohne Wohnsitz als temporäre Unterkunft.

https://www.abendblatt.de/hamburg/harburg/article228194135/Wohnschiff-Transit-verlaesst-Harburg.html

Forum Flüchtlingshilfe auf Kampnagel, 23.09.2016

Am Freitag, den 23.09.2016, findet auf dem Gelände der Kampnagel-Fabrik in Winterhude der zweite offene Treff des Forums Flüchtlingshilfe statt.

In der Mitteilung der Veranstalterin, der Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration, heißt es:

Das Forum Flüchtlingshilfe ist eine Begegnungs- und Kommunikationsplattform für alle, die geflüchteten Menschen in Hamburg eine Perspektive geben: Ehrenamtlich Engagierte, Initiativen, Projekte, Institutionen, Verwaltung und Politik. Das Forum dient der Vernetzung des Engagements in Hamburg und der gemeinsamen Weiterentwicklung begonnener Aktivitäten.

Es wird einen Markt der Möglichkeitem geben, auf dem sich Initiativen und Projekte präsentieren (Marktstände), Vorträge, Podien, Erfahrungsaustausch, uvam. Zum kulturellen Teil gehört die Ausstellung Flucht-Spuren mit Kohlezeichnungen, die in der Unterkunft in einem früheren Baumarkt am Hörgensweg in Eidelstedt entstanden sind.

REFUGIUM – Geflüchtete werden Gesundheitsmultiplikatoren

Die Hochschule für Angewandte Wissenschaft (HAW), Campus Bergedorf, hat ein Programm entwickelt, das helfen soll, die Gesundheit geflüchteter Menschen in den Gemeinschaftsunterkünften zu erhalten oder zu verbessern.

Beengte, hygienisch prekäre Verhältnisse, mangelnde Privatsphäre, überfüllte Räumlichkeiten, wenig Kontrolle über die eigene Existenz – zumal in einem fremden Land mit unbekannten Regeln und Regularien – wirken sich auf den Gesundheitszustand aus. Sowohl körperliche als auch psychische Symptome sind die Folge: Kleinere und größere Infekte, Schmerzen aller Art, Magen-Darm-Verstimmungen, aber auch Schlafmangel, Unruhe, Konzentrationsprobleme, Appetitlosigkeit, Antriebslosigkeit gehören zu den häufig präsentierten Symptomatiken in den Sprechstunden der Erstaufnahmen.

Dem setzt die HAW ein Programm entgegen, mit dessen Hilfe Gesundheitsmultiplikatoren ausgebildet werden: REFUGIUM – „Rat und Erfahrung: Flucht und Gesundheit – Information und Migration“. Das Programm sieht vor, Menschen, die in den Erstaufnahmen und Folgeunterkünften leben, einfaches Wissen über Hygiene, Ernährung, Bewegung, medizinische Versorgung und psychische Gesundheit zu vermitteln. Sie sollen in die Lage versetzt werden, dieses Wissen anschließend an Menschen aus dem eigenen (Sprach-)Kulturkreis weiterzugeben.

Der Kurs, um das Basiswissen zu vermitteln, beginnt am kommenden Montag am Competence Center Gesundheit der HAW, Campus Bergedorf, Ulmenliet 20, und besteht aus fünf Ausbildungstagen: 2.5., 9.5., 23.5., 30.5., 6.6. Der Kurs wird in acht Sprachen angeboten:

Kontakt und Anmeldung:
HAW Hamburg
Fakultät Life Sciences
Prof. Dr. Christine Färber (Professorin für empirische Sozialforschung)
Dr. Omar Aboelyazeid
Tel. (040) 42875-6115
christine.faerber@haw-hamburg.de

„Hamburg integriert“ – Dachverband der ehrenamtlich Helfenden

In Hamburg haben sich in den vergangenen Wochen einige Dutzend Flüchtlingsinitiativen zusammengetan, um einen Dachverband zu gründen: „Hamburg integriert“. Ziel: Der sehr zugkräftigen Bewegung gegen Großunterkünfte „Initiative für erfolgreiche Integration“ das Feld und die Deutungshoheit zu Integrationsfragen nicht allein zu überlassen – und einen Volksentscheid möglichst zu verhindern.

Ein anderes Gründungsmitglied wird vom NDR mit den Worten zitiert: „Die Stadt nennt sich ja auch Tor zur Welt – und wir wollen verhindern, dass eine kleine Gruppe dieses Tor zuschlägt“.

So kehrt die Willkommenskultur zurück in öffentliche Bewusstsein zurück. Die Stadt zeigt wieder Herz.

Nach der Blockade-Aktion einiger Blankeneser Baumschützer, die am Björnsonweg das Fällen einiger Bäumen verhinderten, um den Bau einer Unterkunft für 192 Geflüchtete zu blockieren, setzt die neue Sammlungsbewegung der FlüchtlingshelferInnen ein Zeichen: Der öffentliche Diskurs soll nicht kampflos denjenigen überlassen werden, die nichts anderes fürchten als dass ihre gewohnte, kokonhaftige, grundstückspreisfixierte Glückseligkeit für immer perdu ist, weil plötzlich die Armen und Entrechteten, die Gebeutelten und Abgezockten der Welt vor der eigenen Tür kampieren – bzw. wie am Björnsonweg geplant, in neun Häusern untergebracht werden sollen.

Unterkünfte für Geflüchtete in Hamburg – kann ein Volksentscheid eine Lösung sein?

In Hamburg ist seit Wochen eine heftige Debatte um die vom rot-grünen Senat geplanten Großunterkünfte für Geflüchtete entbrannt. Ob in Rissen, Neugraben-Fischbek, Lemsahl-Mellingstedt, Klein-Borstel oder Hummelsbüttel – überall wehren sich Bürgerinitiativen gegen geplante Bauten, die auch noch mit Polizeirecht bzw. einem aufgeweichten Baurecht durchgesetzt werden sollen.

Die Initiativen haben sich inzwischen zu einem Dachverband zusammengeschlossen und treiben den Senat vor sich her. Sie meldeten eine Volksinitiative an und übergaben dem Landeswahlleiter bereits fünf Tage nach Start der Unterschriftensammlung 26000 Unterschriften – ein bemerkenswerter Rekord in der Geschichte der Volksgesetzgebung in Hamburg.

Der Senat hat durch seine streng obrigkeitsstaatlich durchgezogene Politik die halbe Stadt (Olaf-Scholz-Siedlungen) gegen sich aufgebracht und sich in ein Dilemma manövriert, aus dem im Moment kaum herauszukommen ist. Zwar finden seit ein paar Wochen Gesprächsrunden zwischen dem Dachverband der Initiativen und dem Senat statt, aber die Positionen haben sich gegenwärtig noch nicht angenähert. Ein besonders betrübliches Bild gibt dabei die Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt ab, die bisher nur den Eindruck macht, sie sei ein gewichtiger Teil des Problems, aber weit entfernt davon, Teil der Lösung zu werden.

Doch bei allen Fehlern des Senats (die Siedlungen zu groß und an den Stadtteilen vorbei geplant, den Gerechtigkeitsaspekt bzgl. des Verteilungsschlüssels über die Stadtteile hinweg unterschätzt, kaum den Dialog mit den Bürger*innen gesucht), die Herausforderung ist sowieso kaum zu bewältigen: Geschätzt müssen im Jahr 2016 in der Stadt 40000 Geflüchtete ein Dach über dem Kopf bekommen. Die Stadt kann jedoch in der Kürze der Zeit kaum die Flächen beschaffen, um die Forderungen zu erfüllen: Keine Bebauung für mehr als 300 Menschen. Der Abstand zwischen den Unterkunftsorten solle mindestens einen Kilometer betragen. Dass die Stadt derweil viele Versäumnisse aufgehäuft hat (Leerstand nicht konsequent abgebaut, die städtische Gesellschaft SAGA nicht genügend auf die Aufgabe verpflichtet, Angebote von Grundeigentümern und Wohnungsgebern nicht genügend berücksichtigt), pfeifen die Spatzen sowieso schon lange von den Dächern.

Als kleine Hilfe steht inzwischen eine auf openstreetmap-Daten basierende Karte zu Verfügung, die es erlaubt, Flächen zu identifizieren, die der öffentlichen Hand gehören. Olaf Scholz setzt inzwischen auf eine Einbindung der Bürgerinitiativen in die Verantwortung und setzt auf „CityScope“, ein Projekt der HCU, mit dem zukünftig bebauungsgeeignete Flächen im Stadtgebiet identifiziert werden können.

Inzwischen hat sich auch das Recht-auf-Stadt-Netzwerk zu Wort gemeldet. Dessen ureigenes Thema ist die Mitbestimmung bei der Stadtentwicklung. Doch das scheint bereits die einzige Übereinstimmung mit den Inis zu sein, die Großsiedlungen verhindern wollen: Schon allein, dass die Geflüchteten bei einer möglichen Volkgesetzgebung nicht mitmachen dürfen, ginge gar nicht. Außerdem sei das Gerede von „Ghettos“ leichtfertig und hysterisch: Ein paar Tausend Menschen in einer Siedlung mache noch kein Ghetto. Das sei diffamierend.

In der Tat sollte die „Initiative für Integration“, wie sie sich nennt, etwas mehr Sachlichkeit in die Debatte bringen. Es reicht nicht aus, den eigenen Ängsten und Vorurteilen freien Lauf zu lassen und dann mit kaum erfüllbaren Forderungen ein Wunschkonzert zu veranstalten. Klar, 26000 Unterschriften in fünf Tagen sind ein sehr deutliches Zeichen. Aber sie sind auch ein Zeichen an die Geflüchteten, nicht gewollt zu sein, weil ihnen nicht zugetraut wird, sich in den größeren Wohnsiedlungen mit den Einheimischen zu arrangieren.